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12.08.2016

Sicherheit in Marokko, ja ein wundervolles Land!

Die beste Reiseführerautorin Erika Därr (kritisiert in einem offenen Brief an den deutschen Botschafter in Rabat die Sicherheitshinweise und Reisewarnungen.

Allgemeine Hinweise für Marokko nicht zutreffend!

Dass gleich zu Beginn der Marokko-Seite die allgemeinen Sicherheitshinweise zur Sahara kommen, irritiert Pauschaltouristen, die das Land nicht kennen und sich zum ersten Mal nach Marokko begeben wollen nachhaltig und schädigt die dortige Tourismusindustrie. Diese allgemeinen Informationen halte ich für die Nachbarländer auf jeden Fall zutreffend, aber nicht für Marokko. Die Grenzen Marokkos sind sehr gut überwacht und wie der In Marokko lebende Thomas Friedrich schreibt, nahezu undurchdringlich, das betrifft insbesondere die Region der Westsahara zu Algerien und Mauretanien mit dem elektronisch gesicherten Grenzwall.

Hier eine kurze Episode dazu: Meine Tochter Astrid und ich, wurden 2009 am Flughafen von einer Frau angesprochen, als diese gemerkt hatte, dass wir uns im Land gut auskennen und hat uns gefragt wie gefährlich es wäre, vor allem die Entführungshinweise; sie hätte erst kurz vor dem Abflug durch den Reiseveranstalter die Warnhinweise bekommen. Sie flog nach Agadir und bekam die Reisehinweise trotzdem vom Veranstalter. Sie war sichtlich erleichtert, als wir sie beruhigen konnten.

Sie schreiben: Deutschen Staatsangehörigen, insbesondere in den Großstädten Rabat, Casablanca, Tanger, Marrakesch und Fes sowie den Grenzgebieten zu Algerien und Mauretanien, wird zu besonderer Vorsicht geraten. Es wird dringend empfohlen, Demonstrationen und Menschenansammlungen weiträumig zu meiden und die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen. Zu und im Anschluss an die Freitagsgebete wird dringend geraten, öffentliche Plätze zu meiden.

Meine Meinung dazu: Aufmerksamkeit gut und schön, aber es führt zu einer Überängstlichkeit, dass viele Touristen dazu neigen jeden Araber der mit Bart und Käppi und Gandoura herumläuft als potentiellen Terroristen zu sehen. Probleme ergeben sich zusätzlich durch den zurückgehenden Tourismus, dass Schlepper und „faux guides“ wieder aufdringlicher werden um überhaupt noch Geschäfte zu machen und Touristen die zum ersten Mal in Marokko sind, können hier nicht unterscheiden zwischen einer bösen Absicht (möglicher Islamist) oder nur aufdringlicher Händler, Führer oder Schlepper.

 

„Mit ihren Warnungen im Kopf würde kein Marokko-Neuling solche Einladungen annehmen“

Wir wurden überall im Land ob von strengen Moslems oder mehr weltlich orientierten Berbern freundlich und zuvorkommend behandelt. So wurden wir zum Opferfest in Goulmima von der Straße weg auf der Suche nach dem Campingplatz, von einem Gerichtsschreiber zum Essen in der Familie eingeladen. Er war auf dem Weg zur Moschee und anschließend haben wir uns verabredet und konnten sowohl ein gutes Essen genießen als auch den Einblick in die Mittelklassefamilie gewinnen. Für uns war es nicht das erste Mal, aber trotzdem ein unvergessliches Erlebnis mit interessanten Gesprächen. Mit Ihren Warnungen im Kopf würde kein Marokko-Neuling so eine Einladung annehmen, obwohl Gastfreundschaft für jeden Moslem oberste Priorität hat, würde die Angst vor einer möglichen Falle überwiegen.

Menschenansammlungen in Marokko zu meiden ist ein schlechter Witz, denn in allen Souks des Landes geht es turbulent zu und der Gauklerplatz in Marrakesch ist die größte Attraktivität und wohl auch die größte Menschenansammlung. Die Terroristen 2011 in Marrakesch haben sich bewusst ein Café ausgesucht in dem viele Touristen verkehren und nicht den Platz selbst. Marokkanische Terroristen, die es sicher gibt, wie es auch bei uns islamische Terroristen gibt, sind bis jetzt erfreulicherweise nicht so weit radikalisiert wie z.B. in Pakistan, Afghanistan, Kaschmir, Irak, dass sie Plätze angreifen auf denen sich viele Einheimische bewegen, sondern gezielt wie in Marrakesch Touristencafés oder ausländische Institutionen auswählen.

Gibt es Reisewarnungen für Europa, Amerika oder Israel?

Aber solche Vorkommnisse gab es seit 2001 dreimal in Marokko. Wie viele Bomben wurden seit 2001 in Europa gefunden? Kürzlich in Bonn, war es ein reines Glück, dass es nicht schlimmer kam. Gibt es Reisewarnungen für Europa, Amerika, Israel?

Da in Marokko keine Moscheen besucht werden können, mit Ausnahme Tin Mal oder Hassan II in Casablanca, wird kaum einer auf die Idee kommen, sich zum Freitagsgebet zu einer Moschee zu begeben und selbst danach in der Medina und auf öffentlichen Plätzen sehe ich in der Warnung keinen Sinn. Normalerweise wird nach dem Freitagsgebet zuhause Couscous gegessen und davon noch den Armen in der Nachbarschaft gespendet. Gerade Freitagmittag ist in der Regel der Souk wie ausgestorben. Es würde mich interessieren wie diese Meldung zustande kam.

 

Mehr Infos: trekking-marokko.de/offener-brief-von-erika-darr-uber-reisewarnungen-in-marokko/