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09.01.2016

Küsten/Dünentour Dezember 2015


9 Österreicher auf der Suche nach Grip im Sand!

Nachdem es Jahre eine vages Projekt war, dann über mehrere Monate zarte Bande zu Hannes Zeller gesponnen wurden, fixierten wir unser 9 köpfiges Enduroteam bei einem Grillfest letztlich in zwei, drei Stunden!
Kurz darauf waren die Flüge und die 4 tägige Einsteigertour gebucht.

Mit dem Motorradl quer durch ein (mir und den meisten Teilnehmern) unbekanntes afrikanisches Landes zu düsen -offroad klarerweise- war schon lange ein Traum gewesen. Welcher Biker schaut sich nicht ab und zu die Helden der Dakar, oder ähnlicher Rallyes an und wünscht sich an deren Platz? Vieleicht nicht gleich 700 km am Stück, aber aufgeteilt auf vier Tage mit feinen Unterkünften, gutem Essen und kaltem Bier am Abend kann man sich das schon zutrauen.
Die Tatsache dass einige von uns keine aktiven Motoradler sind, war da kein Problem, denn -so unser Credo- im Sand fahren müss ma sowieso alle erst mal lernen und einigermaßen fit sind wir auch alle, da Radler ohne Motor!
Zur Sicherheit absolvierten wir den Übungstag. Die meisten allerdings glaub ich nicht aus Sicherheit, sondern weil wir unbedingt auf die Geräte wollten. Und die waren super; sind es jetzt auch noch ;o) Perfekt gewartete 450er KTM`s optisch wie aus dem Ei gepellt, technisch 1a und individuell auf die einzelnen Fahrer abgestimmt. Wie bei den Profis-sehr geil! Die Liste mit den Kosten für die Zerstörung einzelner Hebel, Plastiks udgl. konnte uns die Freude an den feinen Teilen nicht trüben!

Die ersten Meter im schwammigen Sand waren furchteinflößend und ich dachte mir: wenns mich da nicht gleich mal fest aufbirnt, dann ist das ein verdammtes Wunder! Kurze Gedanken an die Kumpels die seit Jahren überhaupt nicht fahren. Können die das schaffen? Können sie! Siehe da, nach nur wenigen Kilometern bekamen wir die im Sand wild unter uns schlingernden KTM`s in den Griff. Die Ansage: wenn`s wackelt musst eh nur Gas geben, hört sich super an; die erstmalige Umsetzung verlangt allerdings schon etwas Überwindung! Kurz und gut; alle haben wir die ersten Stunden gut überstanden und den Übungs-Run nach einem ersten, etwas ernüchternden Kontakt zu dünenartigem Gelände beendet.
Die Vorfreude auf die beginnende Tour war nun extrem und am kommenden Morgen standen wir alle neun überpünktlich geschneuzt und gekammpelt vor unserem –traumhaft an der Atlantikküste gelegenem- Quartier.
Der 1. Tag führte uns Richtung Süden meist über Pisten, teilweise über Sand zu einer ersten fordernden Ab- und Auffahrt, bei der die ersten Racer ihr Fahrzeug in den Sand legen mussten. Nach mehreren Versuchen, lustigen Filmsequenzen und einigen Schweißperlen gings abwechslungsreich weiter. Pizza zu Mittag, danach in die Berge und nach Sidi Ifni. Übernachtet haben wir in einem sehr schönen Hotel typisch arabischer Bauweise mit Innenhof und Dachterrasse mit super Ausblick. Bestens versorgt von Nathalie und ihren Leuten.
Am 2. und 3. Tag durchquerten wir trockene Flusstäler, folgten Gebirgspfaden und versuchten uns an der einen oder anderen Düne. Wir lernten: Die Geschwindigkeit am Fuße der Düne entscheidet ob man rauf kommt oder nicht! Das Problem: ist der Sand bei der Anfahrt tief, ist es mörder schwierig genug Speed aufzubauen; ist die Anfahrt besser, muss man mit einem Mörderhammer auf die Düne zujagen und darf beim Geländeknick nicht zudrehen! Das ist moralisch fordernd und nicht jedermanns Sache. Und da komm ich gleich auf die sehr klassen Qualitäten des Hannes Zeller als Guide zu sprechen: Jeder „Fahrgast“ kann gemäß seiner Motivation die eigenen Grenzen ausloten; keiner wird über- oder unterfordert. Ok ... ein paar Mal hätt ich mir gewünscht, dass wir etwas härter am Kabel ziehen, aber immer nur solange, bis ich bei der einen oder anderen Beschleunigungsaktion ein Loch übersah und mich „blind“ auf das Fahrwerk verlassen musste, oder das Vorderrad einen Schlag bekam, dass ich vor Schreck in den Helm brüllte! Man könnt´s auch schnell mal übertreiben! Eine Auftuttelung bei 70 oder 80 Sachen im felsigen Hinterland von Marokko ist aber definitiv keine Option! Aber trotzdem; jetzt kann ich´s ja sagen: einmal vor den Dünen des Plage blanches war ich im (einfachen) Gelände schon dreistellig, .....grins!!
Die Übernachtungen in den beiden total einsam gelegenen Hotels Ksar Tafnidilit und Fort Bou Jerif, zweier Etappenziele diverser Rallyes machte endgültig echte Wüstenfüchse aus uns.....zumindest fühlten wir uns so!! Einmalige Lokations!
Der 4. und letzte Tag unserer Runde führte uns über teilweise bekanntes Terrain wieder zurück nach Norden. Viele Kilometer entlang der beeindruckenden Atlantikküste, die gefinkelte Passage des ersten Tages in die andere Richtung...wieder einige Gaudi!

Nach ca. 680 km kamen wir alle doch etwas erschöpft aber sehr happy wieder in Sidi Rbatt an und freuten uns noch auf einen gemütlichen Tag am Strand. Zuvor stand aber noch die akribische Begutachtung unserer Enduros durch Hannes Zeller und die daraus abgeleiteten „Sanierungsbeiträge“ an. Da unser Gewissen rein war –ein paar Umfaller vertragen die Geräte schon- gab´s aber natürlich keine bösen Überraschungen und die paar Euronen taten keinem weh! 
Summa summarum eine extrem gelungene Reise; Abenteuer unter kontrollierten Bedingungen; Staub aufwirbeln und schlucken unter Tags, gepflegt essen und ein paar Bierchen am Abend! 
Bikerherz was willst du mehr?

Johannes Moser

(Zitat vom Tiger: Da Moser ist da Alleskönner ;-)))